Nun ist das Jahr 2020 rum. Dieses schwierige Jahr. Corona hat die Welt überzogen und belässt so gut wie nichts, wie es vorher war und unser Schiff, die „Sir Shackleton“ ist in den frühen Morgenstunden des 18.08.2020 untergegangen. Was eigentlich unvorstellbar ist. So oft waren wir an Bord wenn es ordentlich gepfiffen hat. Ruhig, gelassen und souverän lag sie im Wasser und segelte vor sich hin. Sie strahlt so viel Robustheit und Stabilität aus. Nie im Leben konnten wir uns vorstellen, dass dieses Schiff sinken könnte. Doch, sie konnte.
Sie fehlt mir und die Vorstellung, sie vielleicht nie mehr segeln zu können, ist kaum auszuhalten.
Die Schäden nach dem Untergang sind enorm. Das Schiff ist leer. Praktisch alle Möbel sind rausgerissen, unser guter, alter Mercedes OM 363 Dieselmotor ist ausgebaut, die Elektrik ist komplett raus.
Und jedes mal, wenn ich nun an Bord gehe, müsste ich doch eigentlich verzweifeln über den traurigen und tristen Anblick. Tu ich aber nicht.
Ich kann sie spüren. Sie ist nicht tot, sie atmet, fast so als hätte sie sich befreit von altem Holz und Ballast.
Die Instandsetzung ist ein großes Projekt. Viel Arbeit, viele Schwierigkeiten.
Die Steinlechner Werft veranschlagt 50.000,—bis 65.000,— Euro.
Die hab ich nicht.
Aufgeben?
Die „Sir“ aufgeben?
„Nicht Dein Ernst, Paps“ sagt meine Tochter.
„Du warst immer so glücklich, wenn Du sie gesegelt bist. Und bei Schitwetter hat sie Dich immer sicher und gut nach Hause gebracht. Und jetzt, wo sie Deine Hilfe braucht denkst Du darüber nach sie zu verschrotten? Nicht Dein Ernst!“
Bin nochmal zum Winterlager und an Bord geklettert.
Leer, kalt, zerzaust und zerfleddert steht sie da. Ich setze mich auf den Rest der Sitzbank im Salon und lausche – in mich und in das Schiff.
„Los, gehs an! Viel zu tun. Bring mich in Ordnung. Mach mich klar zum Auslaufen. Ich will aufs Wasser“.
So murmelt es im Gebälk des Rumpfes.